Verschiedene Fragen zu den Stichwörtern Natur und Naturwissenschaft
Ist es wahr, dass die Werte der Naturkonstanten zufällig sind?
Unser bisheriges theoretisches Vermögen gestattet noch nicht,
die Werte der Naturkonstanten auf
allgemeinere Grundlagen zurückzuführen, d.h. aus allgemeineren
Einsichten abzuleiten. Das heißt aber nicht, dass sie zufällig
sind. Zufall fände in diesem Zusammenhang nur statt, wenn wir
eine Familie von Modellen (Kosmen) des Universums unterstellten,
die alle gleich
konsistent sind. Für diese Modelle könnten wir eine
Wahrscheinlichkeitsverteilung ausdenken, aber keinesfalls prüfen.
Wahrscheinlichkeitsaussagen laufen also leer.
Im Übrigen wären wir
froh, wenn wir wenigstens ein sicher konsistentes Modell des Universums
hätten. Unter Umständen legt bereits die Forderung nach
Konsistenz des Modells (nicht erst die nach seiner Anwendbarkeit) die
Naturkonstanten fest.
(Das wird zwar keiner verstehen, ist aber mehr oder
weniger richtig, meinte ein Referee; siehe auch Was ist Zufall?)
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Ist es wahr, dass die Werte der Naturkonstanten so festgelegt
sind, dass es uns Menschen geben kann?
Das anthropische Prinzip, das postuliert, ein Universum müsse
so sein, dass es Menschen, vielleicht sogar wirklich
intelligente Wesen erlaubt, ist so lächerlich
überheblich, dass man fast schreiben möchte, es illustriert
ein Klischee.
Vielmehr ist die Existenz etwa von auf Kohlenstoff basierendem Leben
eine Beobachtung, die bereits viele Naturkonstanten erheblich
festlegt, so wie die Struktur aller komplexeren Systeme
(angefangen bei der Elementverteilung auf der Erde) dies tun, wenn
man sie aufklären kann.
Wer wollte behaupten, die Naturkonstanten seien so wie sie sind,
damit Eisen in der Häufigkeitsverteilung auf der
Erdoberfläche die vierte Stelle einnimmt?
Oder damit rotes Blutlaugensalz in
rhombischen Prismen kristallisiert?
Wir kennen nur Leben, das auf den
komplexen chemischen Eigenschaften des Kohlenstoffs beruht. Niemand kann
ernstlich prüfen, welche Elemente analog komplexe chemische Eigenschaften
bekämen, wenn die Naturkonstanten andere Werte hätten. Man lese die
von Stanislaw Lem geschriebenen Sterntagebücher (Dzienniki
gwiazdowe) des Ijon Tichy,
Professor an der Universität Fomalhaut, speziell
die zweiundzwanzigste Reise.
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Was wäre geschehen, wenn die Anfangsbedingungen anders gewesen wären
Die Anfangsbedingungen sind die Bedingungen, die nach Scheidung von Raum und Zeit
herrschten. Im allgemeinen versteht man in diesem Zusammenhang die speziellen Werte der
Strukturkonstanten der Natur.
Es gibt verschiedene Aussagen, wie sich die Entwicklung des Universums
veränderte, wenn man an einer der Strukturkonstanten drehen könnte.
Da es noch keine konsistente Theorie gibt, die den Zusammenhang der Naturkonstanten
klarstellt, kann man Gedankenspiele spielen, was bei unabhängiger
Änderung der Naturkonstanten geschehen müsste. Am wichtigsten
in dieser Argumentkette ist, dass die Existenz des Kohlenstoffs
im Universum an der genauen Lage eines bestimmten Energieniveaus des Kohlenstoffkerns
hängt. Jede Änderung der Strukturkonstanten sollte dieses Niveau verschieben
und damit der Entwicklung kohlenstoffbasierten Lebens die Grundlage entziehen.
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Woher kommen die Naturgesetze?
Diese Frage entsteht aus der Erfahrung, dass die eigentlichen Gesetze
von Menschenhand sind, ein politisches Ziel haben. Der Schluss, dass Naturgesetze
aufgestellt sein müssen, einen Grund haben müssen, ist ein
typischer Analogie-Fehlschluss.
Etwas anderes ist es mit der Frage, ob die verschiedenen Naturgesetze
eine gemeinsame Wurzel haben, ob verschiedene Theorien sich in einer solchen
Wurzel vereinigen lassen. Wegen des überragenden Erfolges
gelungener Vereinigungen verschiedener Theoriebereiche wird nach einer
gemeinsamen Wurzel aller Naturgesetze gesucht. Diese Wurzel,
gewöhnlich Weltformel genannt, muss es nicht unbedingt geben,
aber es gibt immer wieder einmal Hoffnung. Eine ihrer ersten Erfolge müsste
die Erklärung der Werte der Strukturkonstanten der Natur sein.
Diese Weltformel nun aber Gottes Plan zu nennen, geht ins Leere.
Die Anekdote berichtet, Wolfgang Pauli kommt in den Himmel. ER empfängt ihn und
fragt nach seinen Wünschen. Pauli besinnt sich nicht lange und fragt,
warum die Massen von Elektron und Proton sich wie 1:1800 verhalten. ER geht mit Pauli in
seine Bibliothek, zieht einen Band aus dem Regal und sagt: Hier steht alles drin.
Pauli schlägt sofort nach, überfliegt das entsprechende Kapitel und zeigt
enttäuscht auf eine der Formeln: Das hier ist aber falsch.
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Warum empfinden wir die Natur als schön?
Wir empfinden die Natur gar nicht generell als schön, weder das Wetter, noch die Ratten,
noch die Mücken, nicht einmal die Blätter der Bäume,
wenn sie im Herbst in den Garten fallen. Schönheit ist ein Zustand,
in dem wir uns selbst, unser Tagwerk,
unsere Zukunft als Individuum oder als gesellschaftliches Subjekt
als ungefährdet
empfinden, weil keine Bedrohung von diesem Zustand ausgeht, oder wir die Bedrohung
durchschaut haben und uns vor ihr schützen können, oder wir an ihm lernen,
der Bedrohung zu widerstehen, speziell wenn die Bedrohung (im Kunstobjekt) gebannt ist.
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Was ist eine Naturkonstante?
Eine Naturkonstante ist eine aus Messwerten kombinierte Zahl, die als konstant
vermutet, vorausgesetzt oder gemessen (das letztere geht nur mit einer bestimmten Genauigkeit) wird.
Eine dimensionierte Größe ist bestenfalls konstant in Bezug auf ihre
Maßeinheiten, die ihrerseits über die Struktur (im allgemeinen
komplizierter) physikalischer
Objekte definiert sind.
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