Magnesium wirkt oder die Logik des Magnesiums

 Eine Antwort auf den Artikel von J.Freitag in der Berliner Morgenpost vom 17.2.2011

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Magnesium wirkt in den wenigsten Fällen gegen Krämpfe, behauptet der Autor. Wie steht es aber mit der Logik seiner Darstellung? Was sieht er als "Fall", und wie wirkt denn nun Magnesium, wenn es wirkt? Biochemische Kenntnisse sind gefragt. Magnesium wird in jeder aktiven Zelle des Organismus gebraucht, darüber gibt es keinen Zweifel. Es ist notwendiger Bestandteil der Energiefreisetzung auf molekularer Ebene und es regelt den Ionenfluss in die Zelle. Speziell hindert es die Überflutung der Zelle mit Calcium, die deren Tod herbeiführte.

Die Magnesium-Konzentration muss also in jedem Organ hoch geregelt sein, weil bei Magnesiummangel kein Regelkreis stressfrei arbeiten kann. Kurzfristige Gaben können deshalb nur etwas bewirken, wenn die Regelung aktuell aufs Äußerste angespannt ist oder nicht schnell genug die Speicher mobilisieren kann, und diese Gaben müssen dann vorher bereitgestellt werden. Als Pille danach kann die Wirkung einer einzelnen Gabe durchaus untergehen, weil die natürliche Regelung bei Entspannung bereits greifen kann, bevor die zusätzliche Gabe aufgenommen ist. Wenn als Fall der bereits eingetretene Muskelkrampf gesehen wird, ist die Überschrift also richtig aber dennoch irreführend. Wenn die Krämpfe durch die stess- oder mangelbedingten Verzögerungen der Regelungen zu Stande kommen, ist es vorrangig die Krampfneigung, die durch rechtzeitige Magnesiumgaben verringert wird. Dann ist die Magnesiumgabe allerdings auch eine kausale und nicht nur symptomatische Therapie.

Wird die Regelung des Magnesiumhaushalts durch Stress verschiedener Genese überansprucht, kann es Probleme an allen Stellen geben (das Magnesium-Mangel-Syndrom listet fast den gesamten Katalog auf). Diese Probleme sind zunächst ganz unklarer Art, und ihre Präparation muss den Arzt im allgemeinen überfordern (der Artikel stellt im Falle der Muskelkrämpfe gerade dies fest). Organische Befunde gibt es zunächst nicht, und wenn es sie gibt, werden sie "ernsthaften" Erkrankungen (im Artikel so bezeichnet) zugeordnet, und das kann sehr danebengehen.

Werden die Beschwerden symptomatisch behandelt (und der Artikel bespricht aussschließlich diesen Fall), gibt es momentane Erleichterung, aber keine Lösung des Problems. Werden die Beschwerden als Regelungsbeschwerden erkannt (Bluthochdruck, Diabetes, Kopfschmerzen etc) und dann mit Medikamenten eingegriffen, um die Effektivität bestimmter Schritte der Regelung zu verstärken oder zu behindern, heißt das nur eine Verstärkung der Anspannung, unter der die Regelung bereits steht. Die vielen Nebenwirkungen, die diese Medikamente haben, spechen eine deutliche Sprache. Geregelte Systeme reagieren logischerweise so, dazu muss man sie nicht einmal im Einzelnen kennen. Bestimmte Auswirkungen werden dann vielleicht gedämpft, das Problem aber nicht angegangen, und in einzelnen Fällen direkte Abhängigkeiten geschaffen (Psychopharmaka). Ein Arzt, der Muskelkrämpfe mit Psychopharmaka behandelt, ohne eine richtige Magnesiumtherapie versucht zu haben, begeht im Grunde eine fahrlässige oder absichtliche (wenn er sich der ihn unterstützenden Firma verpflichtet fühlt) Körperverletzung. Ich kann einfach nicht glauben, was die entsprechende Formulierung im Artikel suggeriert. Es ist in jedem Falle eine gute Strategie, keine Psychopharmaka (auch kein Ritalin) an sich heran zu lassen, bevor eine ernsthafte Magnesiumtherapie versucht worden ist. Man riskiert sonst seine Lebensfreude und eine Drogenabhängigkeit!

Was tun? Wenn der Arzt also sagt, er könne nichts finden, testen Sie Magnesiumpräparate. Erwarten Sie keinen kurzfristigen Erfolg. Protokollieren Sie Ihre Probleme. Nur so können Sie feststellen, ob nach 4 oder 6 Wochen Besserung eintritt.

Welche Dosis ist richtig? 300 mg pro Tag steht auf den Präparaten, die man so kaufen kann. 300 mg pro Tag ersetzt aber gerade mal den täglichen Mg-Verlust Gesunder (d.h. bei ungestörter Resorption im Darm und ungestörter Rückresorption in der Niere). Damit ist langfristig nichts geholfen. Die Speicher müssen ja wieder hochgefahren werden, und wenn die Regelung unter Stress ist, ist der Mg-Stoffwechsel auch beeinflusst. Die Erfahrung Betroffener sagt, dass 600 mg pro Tag die minimale Dosis ist, die langfristig Erleichterung verschafft, 900 mg pro Tag ist besser. Einzelne Betroffene nehmen noch mehr. Der einzigartige Vorteil: Magnesium kann man oral (d.h. über die Einnahme von Magnesiumpräparaten) nicht überdosieren. Die im Artikel angesprochene Überdosierung wird nur beobachtet, wenn Magnesium gespritzt werden muss, weil es ganz kurzfristig ergänzt werden muss, bei Schwangeren und Kleinkindern etwa, und da können bei Unerfahrenen durchaus Überdosierungen auftreten.

Wenn Sie unter Magnesiummangel leiden, wird der Darm alles verfügbare Magnesium mit der ihm gegebenen Rate aufnehmen. Zu große Einzeldosen werden dazu führen, dass ein Teil des Magnesiums nicht mehr aufgenommen und deshalb der Stuhl immer dünner wird. Die Erfahrung ist, dass 100 mg pro Stunde noch weggesteckt werden, während 300 mg aller drei Stunden nicht so gut aufgenommen werden. Lösen Sie ihr Beutelchen oder Brausetablette in einer kleinen Wasserflasche auf und trinken Sie über mehrere Stunden verteilt!

Erwarten Sie nicht, dass Sie genügend Magnesium mit ausgewogener Ernährung und Mineralwasser zu sich nehmen. Es gibt keine ausgewogene Ernährung, weil die seit 50 Jahren veröffentlichten Zahlen über die Konzentrationen der Minerale in den Nahrungsmitteln dank der verschiedenen Düngungstricks nicht mehr zutreffen. Ganz besonders betrifft dies das Mineralwasser. Es gibt so gut wie keins mehr. Die Nürburgquelle lieferte einmal Wasser mit 300mg Magnesium pro Liter. Drei Liter davon, wenn Sie 900 mg brauchen? Das schaffen Sie nicht. Gerolsteiner hat aber bereits den Magnesiumgehalt seiner übrigen Wässer gesenkt. Aldi verkaufte einmal Wasser der Wildsberg-Quelle GmbH in Malsfeld mit 160 mg Magnesium pro Liter. Es ist verschwunden (in Potsdam). Das Brandenburger Urstromtal liefert Mineralwasser mit 6 ! mg Magnesium pro Liter. Da müsste schon ein Gesunder 50 Liter pro Tag trinken. Das ist ein Witz. Dass ein mineralfreies Wasser wie dieses den Titel Mineralwasser führen darf, gehört zu den Fällen legalen Betrugs, den man überall in der Werbung findet. Hier ist er besonders krass, und Sie sollten das wissen. Lesen Sie sich ruhig mal die Analyseergebnisse durch, die sorgfältig klein gedruckt auf Ihrer Mineralwasserflasche stehen!

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