Tanzsportwochenende 2015: Ein Zuschauer (ich, wer sonst) meint
I am only an egg. (Bescheidenheitsformel der Marsbewohner, R.A.Heinlein: Stranger in a strange land.)
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Drehungen wirken richtig toll, wenn die Dame sie auch ausdreht und
sich nicht schon während der Drehung auf das Folgende vorbereitet.
Zu oft werden Drehungen durch die Dame abgebrochen.
Speziell nach dem Impetus, dem Telemark oder dem außenseitlichen Wechsel
macht es einen Effekt, wenn der
Kopf der D erst dann in die Promenade dreht, wenn der vorbereitende Schritt (D rF, H lF)
startet.
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Besonders in den Linksdrehungen haben die meisten Damen Reserven,
deren Einsatz von den Herren natürlich auch zugelassen werden muss.
Ist die D rechts rückwärts dran, sollte sie auch freudig links herum wollen.
Diese Freude ist ein Vertrauensbeweis für den Herrn, denn die Dame sieht
rückwärts ja nicht, was alles im Wege steht.
Ist der Herr rechts rückwärts dran, muss er der Linksdrehung schnell
Raum geben, er muss mit der Drehung aber warten. Ausführen muss sie
wieder die Dame, die links vorwärts mit Entschlossenheit und Freude
die Linksdrehung vorbereitet (auch bei Promenaden!).
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Die Herren haben zu oft Sorge, die Dame würde nicht selbst tanzen
wollen und halten sie deshalb mit der rechten Hand zu eng.
Das fällt am meisten bei den Hüpferlingen im Quickstep auf,
aber auch bei allen Richtungs- und Drehsinnwechseln.
In diesem Sinne ist es ein Vertauensbeweis für die Dame,
wenn der Herr sie nicht so fest hält und zeigt, dass er keine Sorge hat,
sie liefe lieber weg 😉.
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Die Sorge des Herrn darf ihn nicht dazu verführen, die Linksdrehungen selbst zu beginnen.
Dann dreht er von der Dame weg und diese kann überhaupt keine eigene Bewegung
mehr ausführen. Der Herr soll der Linksdrehung Raum geben, aber eben erst mit der Dame drehen.
Wenn die Dame keine Lust dazu hat, dann kann er eben nichts machen.
Nötigung verbietet das Gesetz.
- Wenn man eingebaut wird und nicht mehr vorwärts kommt, bleibt man am
Platz, aber möglichst ohne stehen zu bleiben.
Die Dame kann sich immer in den rechten Arm des Herrn hineindehnen,
während dieser die neue Tanzrichtung sucht. Hat er sie gefunden,
kann er kurz vor dem Takteinsatz die D in die Promenade wenden,
damit sie auch sieht, dass sie Gas geben kann. Dann sollte das aber auch passieren,
ein großes Seitchassé aus der Promenade, oder irgendeine Promenadenlinksdrehung
mit Seitchassé rechts (habe ich oft gesehen). Denn wenn die Figur nach dem Warten nicht
wirklich raumgreifend ausfällt, fragt sich doch der Zuschauer, warum das Paar überhaupt gewartet hat.
- Viele Paare demonstrieren eine lange Konzentrationsphase, bevor sie zu tanzen anfangen,
auch wenn sie die geschlossene Haltung schon eingenommen haben.
Ich finde das nicht so toll. Ich finde, das Paar
verpasst die Gelegenheit, ein Paar zu werden und nicht nur eine Zusammenstellung.
Wenn sich beide in einigem Abstand gegenüber stehen, sollte
alles beginnen mit einem freundlichen, wenn nicht gar bewundernden Blick des Herrn für die Dame,
die durchaus mit einem schelmischen Lächeln antworten kann (aber Vorsicht, ich vergesse
bei dieser Gelegenheit immer alles, woran ich nachher denken soll). Die schöne Sitte der
beherrschten Verbeugung wäre heute auch ein Effekt, weil sich sonst keiner mehr die Mühe macht.
Die Geste des Herrn, die zum Schließen der Haltung auffordert,
sollte durchaus eine Einladung sein. Die gebräuchliche Hier-komm-her-Haltung
mag für weniger eingespielte Paare nötig sein, aber auch diese sollte sich aus der Bewegung ergeben.
Die Dame hebt ihren linken Arm in die Tanzstellung, berührt den Oberarm des Herrn
aber erst und genau dann, wenn sie startbereit ist (machen die Geschwister Konovalcevy).
Sie gibt damit das Zeichen zum Start.
Dann sollte es aber gleich richtig raumgreifend losgehen.
Wer so startet, kann u.U. seine erste Folge zeigen und sein Kreuzchen erhalten,
bevor die anderen überhaupt angefangen haben.
- Ich wünschte, ich könnte das alles selbst 😢
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