Kein Paartanz ohne Tuchfühlung
1999, letzte Änderung 17.1.2016
Tuchfühlung muss sein. Tuchfühlung allein macht aus zwei Partnern ein Paar. Tuchfühlung allein ermöglicht Tanzen ohne verabredete Choreographie. Ohne Tuchfühlung muss eine Choreographie verabredet sein: dann haben wir nicht mehr Paartanz, sondern eine Zweierformation. Wie erreicht man stabile Tuchfühlung
bei schneller Bewegung?
- Die Partner müssen sich aufrichten und das Gewicht auf den Ballen halten: Sonst tritt man sich unweigerlich auf die Füße, und das erst recht, wenn man auf die Füße schauen, sie hypnotisieren will. Der Blick darf nicht unter den Horizont fallen.
- Festhalten ist immer falsch.
- Der Herr hält die Dame nicht fest, sondern fixiert mit dem rechten Arm (möglichst weit) den Raum, in dem sie sich bewegen kann.
- Die Dame hält sich auch nicht fest, sondern schließt die Haltung durch aktives Halten des Kontakts
zum rechten Arm und zur rechten Seite des Herrn.
- Die Dame kann sich an der
rechten Hand und der rechten Hüfte des Herrn orientieren.
Dazu muss sich die Dame zur rechten Seite des Herrn, in den rechten Arm des Herrn hinein verschieben. Das Paar wird also nur dann stabil, wenn die Partner nicht direkt voreinander stehen. Der rechte Arm des Herrn beschreibt den Raum für die Dame, seine rechte Hand liefert der Dame den zweiten Haltepunkt.
Beide Partner schauen also nach links, vom Partner weg. Paartanz ist nicht zum Anschmachten da,
was auch ich immer bedauere.
- Der Herr kann jetzt nur rechtsherum drehen, linksherum muss er der sich drehen lassen, indem er
der Dame folgt: er kann durch die
Führung die Dame zur Linksdrehung nur einladen.
(Dreht er nach links, ohne dass die Dame dazu bereit ist,
geht der Körperschluss verloren, oder er wendet Gewalt an.)
- Die Dame ihrerseits kann linksherum drehen, wenn Platz ist,
aber rechtsherum muss sie sich drehen lassen, muss sie der Drehung des Herrn folgen.
(Dreht sie nach rechts, ohne dass der Herr dies führt,
geht der Körperschluss verloren. Da nützt auch alle Gewalt nichts.
Deshalb muss die Dame auch nach einer Promenade die Haltung so bald wie ihr
möglich wieder aktiv schließen.)
- Der Herr zeigt, wie weit abgesenkt wird. (Man muss die Knie mehr als 20 cm nach vorn schieben,
um auch nur 10 cm Absenken zu erreichen.
Dieses Absenken ist im Langsamen Walzer nötig,
um wenigstens 2m pro Takt vorwärts zu kommen.)
- Die Dame zeigt, wie weit erhoben werden kann. Wenn die Dame weiter als der Herr erwartet absenkt oder der Herr
sich weiter als die Dame kann erhebt, sieht man eine Kraft, die der Herr mit seinen rechten Arm ausübt, und es tanzt nicht mehr.
- Herr wie Dame können nicht vom Partner weg, also speziell nicht rückwärts tanzen,
rückwärts muss man sich tanzen lassen. Für die Schrittgröße
ist immer der verantwortlich, der den Partner in Bewegungsrichtung vor sich hat.
Bei jedem Schritt kann diese Verantwortung wechseln.
- Der Herr führt, aber er muss führen, was die Dame möchte und tanzen kann.
Führung heißt nicht Monopol auf das Gaspedal, Gas geben muss immer der,
der den Partner in der Bewegungsrichtung vor sich hat.
In diesem Sinne muss auch die Dame gelegentlich führen,
weil der rückwärts Tanzende das Überholen durch den Partner
so zu steuern hat, dass er in eine Position kommt, die ihm im Folgetakt vorwärts
das Gasgeben erlaubt. (Insbesondere bei erheblicherem Größenunterschied
darf der Größere beim Überholen nicht so davonrennen,
dass der Überholte mitgerissen wird und dadurch nicht in eine Aktivität
erlaubende Position kommen kann. Umgekehrt darf der Größere
in seinem Rückwärtstakt kein zu großen Schritte machen. Im Gegenteil, wenn er
möchte, dass der Partner größere Schritte macht,
muss er tieferes Absenken zulassen.)
- Wenn die Dame merkt, dass der Herr die Folge unterbrechen muss oder in anderer Weise unsicher wird,
muss sie als erstes darauf achten, dass sie die Orientierungspunkte
(rechte Hand und rechte Seite des Herrn) nicht verliert:
Sonst kann sie die Führung in die neue Figur nicht spüren.
(Eine Dame, die sich fragend nach rechts zum Herrn dreht,
dreht sich dabei aus der Haltung heraus und darf sich dann nicht wundern,
dass sie keine Führung spürt.
Statt den Kopf zu fragen, muss sich die Dame nach links hinausdrehen
und die rechte Hand und Seite des Herrn fragen.)
Je besser sie sich an die Orientierungspunkte hält, desto sicherer kann sie der Führung folgen.
Natürlich hilft das alles nur, wenn der Herr auch weiß, was er will.
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