Verschiedene Fragen zum Stichwort Universum
Wo im Universum hat der Urknall stattgefunden?
Da wir keine anderweitigen Hinweise haben, müssen wir annehmen, dass der Urknall
nicht an einem bestimmten Ort, sondern überall mehr oder
weniger gleichzeitig stattgefunden hat
(siehe genauer hier).
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Welche geometrische Form hat unser Universum?
Das Universum hat keine der Formen, die wir aus dem dreidimensionalen Raum
unserer Anschauung kennen. Alle Zeichnungen und Skizzen, die zur Erläuterung
kosmologischer Zusammenhänge dargestellt werden, sind Metaphern,
die unserem Verständnis auf die Beine helfen sollen, keineswegs
aber Zwischenschritte in logisch unabweisbaren Schlussfolgen sind.
Sie stellen auch immer nur bestimmte Aspekte dieser Zusammenhänge
dar.
Das Universum ist ohne Berandung, deshalb wird es oft als Kugel apostrophiert.
Eine (universelle) Krümmung des Raums hat man jedoch nicht feststellen können
(unbeschadet der Tatsache, dass der Raum durch lokale Schwerefeldquellen gekrümmt
wird). Die Kugel(fläche!) kommt als einzige Metapher in Betracht,
weil sie keinen Rand hat und keine besonderen Punkte und Richtungen kennt (im Gegensatz zu Zylinder und zu Polyedern).
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Muss das Universum begrenzt sein, weil Unendlichkeit schwer vorstellbar ist?
Die Tatsache, dass das Unendliche schwer vollstellbar ist, lässt nicht auf
Endlichkeit schließen! Vorstellbarkeit ist kein Kriterium der Wahrheit.
In der Politik können wir uns auch immer kaum vorstellen, was wirklich so abgeht.
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Ist der Urknall der Übergang vom Nichts zum Sein? Ist die Welt aus dem Nichts entstanden?
Die Form der Frage impliziert bereits, dass das Nichts etwas ist.
Wenn wir genauer hinsehen, ist das, was wir mit Urknall meinen, die Scheidung von
Raum und Zeit. Der Urknall trennt den Bereich, in dem Raum und Zeit
geschieden sind, Entwicklung stattfinden kann, von dem Bereich, in dem es diesen
Unterschied nicht gibt.
Die Entstehung ist nichts weiter als die
Grenze dieses Bereichs. Das rein Geometrische
dabei ist leicht modellierbar, die konsistente Erfüllung der physikalischen Bedingungen
dagegen nicht.
Dennoch sind Formulierungen wie Das Universum entstand aus dem Nichts oder gar
Das Universum entstand aus dem Vakuum irreführend. Erst lang nach der
Scheidung von Raum und Zeit, erst nach der Abkühlung von etwa 1032 K
auf etwa 1028 K
geriet das Universum durch die Verdünnung in einen Zustand, wo nur noch das
Hochtemperaturvakuum bei der Energiebilanz zählte. Der Zerfall dieses
Hochtemperaturvakuums, das ist die Wiederentstehung
der gewohnten Teilchen aus der Energie des zerfallenden Vakuums, ist nicht der Urknall,
wohl aber eine Art Entstehung der Vorform des heute sichtbaren Zustands des Universums
aus dem Vakuum.
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Sind wir bezüglich des Urknalls unsicher, weil wir die Physik nicht kennen?
Es geht beim Urknall um die Konsistenz der bekannten Physik. Es ist die
bekannte Physik, die auf Konsistenz geprüft wird, und deren konsistente
Formulierung gesucht wird. Das ist das, was wir schaffen müssen. Haben wir einst eine
konsistente Formulierung, kann man daran gehen,
den Zustand zu bestimmen, der in dem Bereich
geherrscht haben kann, in dem Raum und Zeit nicht geschieden waren,
in dem so verstandenen Sinne
also im Bereich vor dem Urknall. Das Wort Nichts für diesen Bereich
ist irreführend, und: Die Struktur dieses Bereichs könnte der Theorie
einst zugänglich sein.
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Gibt es Einigkeit darüber, was beim Urknall passierte?
Es gibt mehr oder weniger Einigkeit, was nach dem Urknall passierte:
Es fand eine Inflation (exponentielle Expansion) statt, die mit der Anregung
aller Teilchen endete. Deren Zerstrahlung war dann nicht vollständig, weil
die Symmetrie zwischen Teilchen und Antiteilchen gebrochen wurde. Der Rest der
nichtzerstrahlten Teilchen verschmolz zum Teil
zu den leichtesten Atomkernen (Deuteronen, Heliumkerne),
so dass wir heute 25 % Helium und 1/1000 % Deuterium im
interstellaren Wasserstoff finden. Nach dem Aufklaren fand eine von der
Schwerkraft bestimmte Strukturentwicklung statt, deren Ergebnis die beobachtete
Verteilung der Galaxien ist.
Was beim Urknall selbst geschah, ist unklar, weil die verschiedenen Modelle
noch nicht auf Konsistenz geprüft sind oder noch nicht auf Konsistenz geprüft
werden können. Es deutet nur alles darauf hin, dass man den Urknall als
Scheidung von Raum und Zeit auffassen muss.
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Wie kann man wissen, was beim Urknall passierte?
Man weiß es nicht im Sinne einer unmittelbaren Beobachtbarkeit.
Der Urknall ist nicht beobachtbar, weil er hinter der Inflation
wie hinter einem Schleier verborgen ist. Das theoretisch Angenehme an der Inflation
- sie schafft einen einheitlichen Frühzustand extrem niedriger Temperatur,
der das beobachtete Spektrum der Strukturbildung begründet -
ist gerade der Grund, dass die heißen Zustände vor der
Inflation nicht aus Beobachtungen rekonstruierbar ist.
Die Zustände vor der Inflation sind nur aus der Forderung nach einer
konsistenten Extrapolation unserer Erfahrungen zu erschießen.
Was wir suchen, ist ein
vollständiges Modell für die Zeit vor der Inflation, dessen Konsistenz prüfbar ist.
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Was war vor dem Urknall?
Vor dem Urknall waren Raum und Zeit nicht geschieden
(siehe genauer hier).
Es muss aber immer wieder darauf hingewiesen werden, dass man zwar die utopischsten
geometrischen Modelle entwerfen kann, diese dann aber meist nicht oder nicht
befriedigend die Physik zu integrieren gestatten.
Vielleicht gab es auch überhaupt kein davor,
so wie es auf dem Globus auch nichts gibt, was nördlicher als der Nordpol ist.
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War der Urknall einmalig, oder kann er mehrmals auftreten?
Der Urknall ist die Grenze des Bereichs der Welt, in dem es die
bekannte Unterscheidung von Zeit und Raum gibt. Diese Grenze
kann ein mehr oder weniger einheitlicher Zeitpunkt sein, man könnte sich
aber auch Modelle vorstellen in denen dies nicht so ist. Es gibt aber
überhaupt noch kein bis zu dieser Frage konsistentes Modell, geschweige denn
eines, das so sehr gegen unsere (durch die Isotropie der Hintergrundstrahlung
begründete) Vorstellung eines im Großen homogenen Universums
spräche.
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Sind Multiversen bloße Spekulation oder mehr?
Das Universum ist das hypothetische Gegenstück eines konsistenten
(und vollständigen) Systems von
ins Unbegrenzte extrapolierten Erfahrungen
und enthält daher alles, was dafür relevant ist, alles.
Die Vorstellung mehrerer Universen ist somit absurd.
Meist versteht man aber unter mehreren Universen die Existenz von
(unter Umständen auch getrennten) Teilen des Universums, die sich in ihrer Erscheinung,
ihrem Ursprung oder ihrer Entwicklung
unterscheiden. Dafür gibt es aber seitens der
Beobachtung keinen Hinweis und seitens der Theorie kein
Modell, dessen Konsistenz geprüft werden kann,
und es widerspricht schließlich der historischen Erfahrung, die
ständig den Verlust von Besonderheiten unserer
Umgebung registrieren musste.
Deshalb formulieren wir auch das sogenannte kosmologische Prinzip, dessen
überzeugendste Formulierung sich im sizilianischen
Sprichwort findet:
Tuttu lu munnu è comu casa nostra (Überall auf der Welt geht es zu
wie bei uns zu Hause).
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Dehnt sich der Raum in
höhere Dimensionen aus?
Das anschauliche Bild des Luftballons, der sich ausdehnt und auf den die Galaxien gemalt sind,
führt uns in Versuchung, die Ausdehnung des Unviersums wie die der Oberfläche
des Luftballons als Ausdehnung in wenigstens eine weitere Dimension zu begreifen. Das ist aber allein
unserer dreidimensionalen Anschauung geschuldet und zur exakten Beschreibung der
Expansion nicht nötig. Expansion wie Krümmung werden innerhalb des Universums
(der Oberfläche des Ballons) ohne Rückgriff auf zusätzliche
Dimensionen gemessen und vollständig beschrieben.
Theorien, die höhere Dimensionen betrachten, verfolgen ein anderes Ziel.
Sie sehen in den Strukturen der zusätzlichen Dimensionen das Mittel,
physikalische Phänomene einfacher und unter gemeinsamem Gesichtspunkt
zu beschreiben.
Ihr grundlegendes Problem ist zu begründen, wieso sich diese
zusätzlichen Dimensionen unter der gewohnten Umständen nicht
zeigen. Die Entschuldigung ist, dass die zusätzlichen Dimensionen
in irgendeiner Form abgeschnürt sind und ihre Expansion und Kontraktion anders
als die der drei gewohnten Dimensionen verläuft.
Heute darf sich die Ausdehnung in den höheren Dimensionen ohnehin nicht
ändern (wenn es solche höheren Dimensionen gibt), weil sonst die
gewöhnliche Dampfmaschine nicht funktionieren würde.
Es gibt Modelle des Universums, in denen die vermutete
Inflation im frühen Universum mit einer Kontraktion der Skalen
in den höheren Dimensionen einhergeht. Diese Skalen der höheren
Dimensionen müssen heute submikroskopisch klein und von konstanter Ausdehnung
sein, damit
die möglichen Effekte ihrer Existenz den gut gesicherten Teil der
Gesetze der Wechselwirkung zwischen Elementarteilchen nicht
stören. Ein Kapitel über höhere Dimensionen findet sich
in
Dierck-E.Liebscher: Kosmologie, J.A.Barth, Heidelberg 1994.
Die Frage, ob sich Gravitation wie der Casimir-Effekt
als eine Art abschirmbaren Drucks in einem Teilchengas
darstellen lässt, im vor hundert Jahren ohne Erfolg
untersucht worden. Es ergibt sich unmittelbar nur eine
volumenabhängige Kraft, die Gravitation ist aber
der Masse proportional.
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Wie kann negative Krümmung
isotrop sein?
Negative Krümmung nennt man hyperbolisch, und zur
Darstellung wird immer auf das (einschalige) Hyperboloid verwiesen.
Das hat anscheinend keine konstante Krümmung, ist also nicht
homogen, und enthält an jedem Punkt auch Geodäten
ohne Krümmung, ist also nicht isotrop.
Warum also Hyperboloid?
Zunächst ist die Beobachtung richtig, dass ein einschaliges Hyperboloid
im dreidimensionalen euklidischen Raum keine konstante
Krümmung hat. Die Hyperboloide, die als Illustration kosmologischer
Modelle in der Regel gezeichnet werden, sind jedoch Flächen
in einer (in der Zeichnung) (2+1)-dimensionalen Raum-Zeit
mit Minkowski-Geometrie, und in dieser haben sie konstante Krümmung.
Im einfachsten Fall, dem Milne-Kosmos, sind die
Flächen konstanter negativer Krümmung
(und auch konstanten Abstands vom Zentrum) Schalen eines
zweischaligen Hyperboloids, die als Flächen im euklidischen
Raum sogar positive Krümmung hätten und dort dann
ebenfalls nicht homogen wären.
Negative Krümmung bedeutet nur bei einer Fläche im euklidischen Raum
Sattelpunkteigenschaft, nicht aber in einer (2+1)-dimensionalen
Raum-Zeit. Die Isotropie der Tangenten ist also nicht verletzt.
Negative gekrümmte Räume sind auch nicht deshalb offen,
weil ihre Darstellung als Hyperboloide keine
endliche Fläche hat (solche Darstellungen gibt es auch für die Kugel),
sondern weil Geraden in diesen Räumen im einfachsten Fall unendliche
Länge haben. Das ist aber eigentlich eine Frage der
Topologie. Unter Umständen gibt es
mehrfachen Zusammenhang, der lokal keine Besonderheiten erzeugt,
und dann ist die Frage der Unendlichkeit losgelöst
von der der Krümmung.
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Woher kommt der Begriff vom Urknall?
Es ist immer eine Frage, wo man anfängt und was man unter dem Urknall
versteht.
Wenn man keine Klimmzüge macht, um Metaphern zu interpretieren,
sondern sich an wirkliche Theorie hält, dann beginnt es mit
Alexander Friedmann,
der dem ungläubigen Einstein 1922 vorrechnete, dass man ein
konsistentes
Modell für ein homogenes Universum auch mit negativer Krümmung
des Raums konstruieren kann, wenn man nur eine Expansion des Universums
akzeptiert (die damals noch keine Beobachtungsgrundlage hatte).
Ein expandierendes homogenes Universum hat nach der Allgemeinen Relativitätstheorie
bei konventioneller Materie immer eine Singularität, einen Anfang mit der Zeit.
Georges LeMa^itre nannte die Singularität des Anfangs das Uratom.
Der Urknall kommt erst später ins Spiel, als man die Expansion des
Universums
ernst zu nehmen beginnt und die Physik der Kernreaktionen etwas besser
ausgearbeitet ist.
Georges Gamow
schlussfolgert nämlich glasklar, dass die höhere Dichte in der
Frühzeit
auch höhere Temperatur bedeuten muss. Er schliesst auf die
Hintergrundstrahlung
(aus der Zeit, als das Universum erst etwa 100000 Jahre alt war) bereits
17 Jahre vor ihrer Entdeckung und auf eine das ganze Universum
erfassende
Kernsynthese (aus der Zeit als das Universum 3 Minuten alt war) 19 Jahre
vor ihrer genauen Berechnung. Diese Kernsynthese wurde von
Fred Hoyle
mit dem Spitznamen Big Bang belegt. Gamow soll sich sehr darüber
geärgert
haben. Heute ist Big Bang ein Markenname, und es waren Fred Hoyle und
seine
Schüler, die 1967 die genauen Rechnungen durchführen konnten.
Heute wird mit Urknall im allgemeinen die Singularität selbst
bezeichnet,
wer der erste war, der dies tat, weiß ich nicht.
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Ist ein Unterschied zwischen Kosmos und Universum?
Der Kosmos ist die (vermutete) Ordnung der Welt, die
Gesamtheit der Naturgesetze, deren Fundamente auch bei extremster
Extrapolation gültig und konsistent sein sollen. Ein Kosmos ist
der global konsistente Zusammenklang der Naturgesetze.
Zum Kosmos gibt es ein Gegenteil, das Chaos: Die Naturgesetze
müssten nicht unbedingt global konsistent sein.
Als Gegenstand eines Kosmos erwarten wir die
Gesamtheit des Existierenden, das Universum.
Universum und Kosmos verhalten sich zueinander wie Land und
Landkarte. Aber: Das Universum kann sowohl Gegenstand eines Kosmos als auch
des Chaos sein.
Das Universum darf -- wie der
Kosmos -- keine äußeren Bedingungen kennen, muss also
alles enthalten, was Einfluß ausübt. Was wir nun um uns beobachten --
Sterne, Galaxien, Galaxienhaufen, Quasare, Hintergrundstrahlung --
ist dies das Universum? Nicht ohne weiteres: Wir sehen nur bis zu einem
Horizont, der sich zwar auch ausdehnt, aber nicht überwunden werden kann.
Wir müssen deshalb unterstellen, daß der Bereich
innerhalb des Horizonts, unser Gesichtsfeld,
für den Zustand und die Geschichte des Universums typisch ist.
Nur dann testen unsere Beobachtungen den vermuteten Kosmos im Rahmen des
Modells, das wir von ihm entwerfen können. Allerdings lässt sich die
Unterstellung nicht jenseits des Horizonts
prüfen, sie bleibt ein hypothetisch.
Man nennt sie kosmologisches Prinzip.
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Ist unser Universum unwahrscheinlich?
Wahrscheinlichkeit erfordert die Existenz einer Familie
gleichermaßen konsistenter Modelle für das Universum,
auf der man sich eine Wahrscheinlichkeitsverteilung denken kann.
Nur wenn die Modelle gezählt werden können (also
Konsistenz nur ein diskretes Spektrum der Werte von
Naturkonstanten erlaubt), kann man den einzelnen Modellen
verschiedene und positive Wahrscheinlichkeiten zuschreiben.
Erlaubt die Konsistenz dagegen eine stetige Wahl der Naturkonstanten,
wird es schwieriger (siehe auch Was ist Zufall?).
Wenn man von Standpunkt der String-Theorie fragte, welche
Modelle überhaupt möglich sind,
wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich ist es dann, dass das Universum
so ist, wie es ist, mit all seinen Naturkonstanten, mit all den Bedingungen, die
das Leben möglich gemacht haben?
Es sind schon ohne Strings verschiedene Modelle geometrisch konstruierbar,
deren Parameter
gemessen werden müssen, weil wir noch keine guten theoretischen
Gründe haben. Unkenntnis heißt
aber noch nicht, dass irgendwo ein Zufall geherrscht hat.
Wir vermuten Zufall auf Grund unserer Kenntnis der
Mikrosysteme und unseres Wissens, dass die
geometrischen Abstände früher einmal
mikroskopisch klein gewesen sein müssen. Andererseits haben
wir unsere Kenntnis über die Quanteneffekte aus einer Welt,
in der die Schwerkraft nur eine
untergeordnete Rolle spielt. Die Bestimmung allein, was Zufall für das Universum
bedeuten soll, zeigt wie problematisch eine solche Vorstellung ist.
Eine Weltformel sollte ihn in dieser einfachen Form ausschließen.
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Die Organisation CODATA veröffentlicht
Empfohlene Werte der Naturkonstanten.
Steht es uns frei, welche Werte wir benutzen?
Die Naturkonstanten sind
nicht frei, aber sie sind mit den verschiedenen Methoden nicht gleich genau
und nicht gleich sicher zu messen. Und die Methoden werden immer wieder verbessert.
Man ist gezwungen, aus den verschiedenen
Werten ein gewogenes Mittel zu benutzen. Die Gewichte dieses Mittels
alledings entstammen Einschätzungen der systematischen Fehler,
die verschieden getroffen werden können. CODATA hat eine solche
und empfiehlt, sie zu benutzen. Dann erhält man die
empfohlenen Werte der Naturkonstanten. Wichtig sind die genauen Werte für alle anderen
messtechnischen Verfahren, vorläufig aber nicht für das Verständnis
der Natur.
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Hat das Universum Grenzen?
Soweit wir wissen, hat es keine Grenzen. Die Unterstellung, die Physik gelte überall gleich,
hat allen Überprüfungen standgehalten. Alle Orte im Weltall sind gleich nach Physik und
großräumiger Umgebung. Es gibt also keinen Rand des Weltalls, und das Argument dafür ist
immer noch das gleiche, das Lukrez vor 2000 Jahren benutzt hat, auch wenn es sich in der Form
über Cusanus, Kopernicus, Bruno und Einstein gewandelt hat: Am Rande stehend, könnten wir den Speer
nicht nach allen Seiten in gleicher Weise schleudern. Damit wären die Randpunkte anders als die im Innern.
Sind alle Punkte gleich, können alle nur innere Punkte sein. Cusanus argumentierte mit Gottes Allmacht,
die keine Grenzen kennen kann: Alle Orte des Weltalls sind gleich weit von Gott entfernt.
Man darf Unbegrenztheit und Unendlichkeit nicht verwechseln: die Oberfläche einer Kugel ist
unbegrenzt und dennoch endlich. Das Universum -- neueste Messungen der Hintergrundstrahlung
bestätigen es -- ist nun doch unendlichen Volumens.
Die Unbegrenztheit des Universums heißt auch nicht, dass wir in alle Tiefen sehen können.
Seine Expansion sorgt dafür, dass es einen Horizont gibt, der wie die gewohnten Horizonte auf der
Erde je nach Standort variiert. Wenn wir in die Entfernung sehen, sehen wir auch in die Tiefen der
Vergangenheit, weil das Licht seine Zeit braucht. Aus einer Entfernung, für die das Licht 13 Milliarden Jahre
braucht,
kommt das Licht aus einer Vergangenheit, in der das Universum tausendmal wärmer und eine Milliarde mal dichter
war als heute. Von dort kommt die Mikrowellenhintergrundstrahlung, und tiefer in die Vergangenheit,
weiter in die Tiefe des Raums, können wir nicht unmittelbar sehen. Weiter kommen wir nur mit der
Theorie und durch die Überprüfung von Fossilien wie der Konzentration des schweren Wassers
oder des Spektrums der Fluktuationen der Hintergrundstrahlung und der Struktur der Galaxienverteilung.
Soweit das Auge reicht, sind die Naturgesetze alle gleich, nicht die Spur eines
Randes ist zu sehen. Dennoch bleibt es eine Unterstellung, dass alle Orte des Universums gleich sind.
Wenn wir die Konsistenz der Physik an ihrer unbegrenzten Extrapolierbarkeit prüfen, wollen
wir die theoretischen Ergebnisse dann auch an Beobachtungen prüfen. Das hat aber nur Sinn, wenn die Beobachtungen
innerhalb unseres Horizonts das gesamte Universum gleichermaßen charakterisieren,
das Universum also überall gleich beschaffen ist, eben so, wie sich das Cusanus vorgestellt hat.
Geben wir diese Voraussetzung auf, bleibt der Kosmologie nur die theoretische Konsistenzprüfung,
sie verliert aber den beobachtungsseitigen Test.
Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Konsistenzprüfung selbst einmal liefert, dass das Universum Grenzen hat,
d.h., die Physik nicht widerspruchsfrei unbegrenzt extrapoliert werden kann. So weit sind wir aber nicht.
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