Anmerkungen zur Tanzmusik
im Netz seit über 10 Jahren, letzte Änderung 17.1.2016
Tanzmusik (wie sie heutzutage auf Veranstaltungen gespielt wird) kann eigentlich niemanden zufriedenstellen.
Da sitzt man nun in einem Lokal oder Saal, ein mehr oder weniger kleines Plätzchen wird
für den beabsichtigten Tanz des Publikums freigehalten, Kapelle oder Diskotheker haben ihre
Kilowattkanonen in Stellung gebracht und dann gehts los. Der erste Eindruck überzeugt uns davon,
dass Kapelle und Diskotheker bereits ertaubt sind und deshalb die Lautstärke nicht mehr wahrnehmen.
Einzelne Diskotheker hören noch etwas, man erkennt sie daran, dass sie Schallschutz auf den Ohren
tragen (leider stellen sie dem Publikum keinen zur Verfügung).
Die Lautsprecher werden auch immer so gestellt, dass sie nicht nur die
Tanzfläche (deren Größe im Allgemeinen den Einsatz von Lautsprechern bei
Kapellen überhaupt nicht rechtfertigt), sondern überflüssigerweise den ganzen Saal
in Dröhnung versetzen.
Was gespielt wird, erinnert im Allgemeinen nur an den Marsch in den nächsten Weltkrieg.
Marschmetrum herrscht vor, und Marschbeat ist der einzige noch hörbare "Rhythmus".
Allerdings, was sich dann auf der "Tanzfläche" abspielt, entspricht in seiner Hilflosigkeit
durchaus der angebotenen "Musik".
Kapellen und Diskotheker haben, das sollte man zugeben, gute Gründe für eine möglichst laute Musik.
Erstens kann man hoffen, dass die einzelnen Fehler nicht mehr so zu hören sind,
zweitens kann man hoffen, dass es dem Publikum so die Sprache verschlägt, dass es nicht mehr
dazwischenquatscht. Außerdem gibt es immer den einen oder anderen Zuhörer,
der seine Hörhilfe vergessen hat oder dessen Batterie leer ist.
Schließlich kann man hoffen, dass das Publikum wenigstens das Metrum hört,
da es die Rhythmen ohnehin nicht auseinanderhalten kann.
Dass ich den allgemeinen Trend nicht so überwältigend finde, kann man als Alterserscheinung
abtun. Aber wenigstens unsere Tanzklubs sollten diese Zustände nicht dulden. Eine Kapelle
hat ihre Lautspecher so zu stellen, dass die Tanzenden bedient und das andere Publikum noch
das Wort ihrer Tischpartner versteht. Eine Kapelle hat ihre Verstärker so schonend
wie möglich einzustellen. Neulich habe ich eine Kapelle gehört, die als "Semperopernball-erfahren"
angekündigt wurde. Sie hatten eine Sängerin dabei, die ein ganz hübsches Stimmchen
gehabt hätte, wenn diese durch die an den Rand aufgedrehten Lautsprecher nicht zu
einem abschreckenden Gequieke verformt worden wäre. Wenn es gelungen wäre, den
Saft abzudrehen... Aber vielleicht wollte die Kapelle verhindern, dass ihre Sängerin
mal einen Erfolg hat, der über die Kapelle hinaus führt.
Schließlich sollte eine Kapelle auch bis drei zählen können, obwohl das
Publikum auch mit Marschmetrum, -beat und -musik zufrieden ist.
Wird ja auch politisch immer wichtiger :-(
Tanzmusik hat einen Zensurenkanon!
Dixi et animam salvavi
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D.-E.Liebscher
oder zum Tanzportal
zitiert wurde die Seite am 13. 1. 2015 05:03 von DJ-Tänzer auf
http://www.tanzmitmir.net/tanzpartner-boerse/viewtopic.php?t=15818&sid=958bddf9e7dadf9d9d2352c1864c4ab6
Auf einer älteren Version der Seite habe ich mich noch mehr getraut:
Tanz in freier Wildbahn, d.h. Tanz außerhalb des Einzugsbreichs von Tanzclubs und Tanzschulen scheint ein austrocknendes Pflänzchen. Der Lebensraum wird ihm schon durch das Gewinnstreben der Veranstalter entzogen. Die Abteilung Vollgastanzen braucht nun einmal 50 qm Tanzfläche, und die wird regelmäßig zugestellt. Auch die Abteilung Latein braucht mehr Platz als üblich vorhanden, und so wird die freie Wildbahn beherrscht von der Abteilung Hampel und Strampel, meist im Metrum des Marschierens mit dem Beat des Dreißigjährigen Krieges (Hammermusik). Nun ist dieses Metrum allerdings das Grundmetrum des menschlichen Körpers, wie es durch die freie Schwingung des Pendels Bein bestimmt wird. Es erfordert keine Kunst. Es erzeugt dazu einen gewissen Rauscheffekt, der die verstandesmäßigen Vorbehalte gegen das Marschieren in den Krieg ebenso lähmt wie die gegen die Maschinenerotik in den Fitness-Clubs. Und wem es sonst schon schwerfällt, der ist selbstverständlich begeistert, wenn er überhaupt nicht mehr denken muss.
Die "Musik"-Industrie hat sich nicht nur darauf eingestellt, sondern diese Entwicklung als Spiegel des kalten Kriegs aktiv befördert. Heute beherrschen Hampel und Strampel die Bühnen und die einfacheren Gemüter. Den Veranstaltern ist es auch am liebsten, wenn das Publikum brav am Platz bleibt und bestenfalls die Arme (mit oder ohne Kerze) schwenkt. Dann ist die Arena voll und es wird das meiste Geld eingenommen.
Nur Ausnahmemusiker interessieren sich noch dafür, ob ihre Musik für Latein oder Vollgastanzen geeignet ist. Nur Ausnahmemusiker wissen noch, dass dazu das Tempo nicht mehr zur künstlerischen Freiheit gehört, sondern vom jeweiligen Tanzstil bestimmt wird. Nur wenn das Tempo den dort eingesetzten körpereigenen Rhythmen entspricht, kann leicht und beschwingt getanzt werden. Ist das Tempo zu schnell, wird alles hastig und anstrengend, ist es zu langsam, wird alles verkippelt, gebremst und gelatscht. Es muss ja nicht gleich das In der TSO vorgeschriebene Tempo sein, aber ein Tango mit 28 Takten pro Minute ist so was von gelatscht, und mit 35 Takten pro Minute überhastet (abgeschlachtet, wie meine Klavierlehrerin gesagt hätte). Ein Wiener ist schon mit 62 zu schnell, mit 57 zu müde. Und so geht es weiter. Ein langsamer Walzer mit seinen großen Schwüngen braucht 28-30 TpM, ein Quickstep 48-52 TpM, ein Slowfox 28 - 31 TpM, eine Rumba 26 - 30 TpM, Chacha 30 - 34, Samba 54-58, Jive oder Boogie 40 - 44, Paso doble 59 - 61. Man kann sich natürlich auch zu allen anderen Tempi bewegen, aber eben nicht natürlich bewegen: man gleitet in die Sektion Hampel und Strampel.